Zazie dans le Métro
Donnerstag | 24.09.2020 | 20:15 |
Frankreich/Italien 1960
94 Min. Farbe. DCP. F/d
Regie: Louis Malle
Buch: Louis Malle, Jean-Paul Rappeneau, nach dem gleichnamigen Roman von Raymond Queneau
Kamera: Henri Raichi
Schnitt: Kenout Peltier
Musik: Fiorenzo Carpi, André Pontin
Mit: Catherine Demongeot, Philippe Noiret, Hubert Deschamps, Carla Marlier, Annie Fratellini
«Zwischen ‹Doukipudonktant?› (‹Fonwostinktsnso?›) und ‹J’ai vieilli.› (‹Ich bin älter geworden.›) schildert Zazie dans le Métro das turbulente Wochenende einer Provinzgöre in der grossen Stadt Paris. Während sich Maman mit ihrem Liebhaber verlustiert, wird Zazie bei Onkel Gabriel (Philippe Noiret als piekfeiner, blumig duftender Damenimitator) geparkt. Louis Malles Verbeugung vor den SurrealistInnen, seine Huldigung an die Gottheiten des Slapstick und des Animated cartoon führt im Galopp an die Schau- und Abseiten der französischen Kapitale mit ihren waschechten UreinwohnerInnen: Eiffelturm und Generalswitwen, Nachtleben und Kinderschänder, Flohmarkt und Chauvinisten, Bistrots und Flics, Passagen und TaxifahrerInnen – nur die ersehnte Métro, die sieht Zazie nicht, denn da unten (bzw. dort oben) wird (was sonst?) gestreikt.»
Sebastian Schubert, Kinotagebuch
«Eine groteske Kinokomödie, in der Louis Malle ‹in die Kindertage der Kinematografie zurückkehrt, zum Slapstick der Mack-Sennett-Filme und zu den Urtricks von Méliès. Zeitlupe, Zeitraffer, Wiederholung und Deformierung, Aufhebung von Raum und Zeit, Spiel mit farblichen Verfremdungen und bewusst falsches Synchronisieren sind zugleich intellektuelle Verballhornungen der Konvention, die den Film zu einem beispielhaften Werk der französischen Nouvelle Vague machen› (Lexikon des int. Films). Als beinschwingender Transvestiten-Onkel bestreitet Noiret hier seinen ersten komischen Leinwandauftritt – mit dieser Rolle beginnt seine eigentliche Filmkarriere.»
Filmpodium Zürich, April 2007