Narrativ und Metamorphose
Für die Erweiterung des Blicks um Dimensionen des Bewusstseins hat Maya Deren die gestalterische Manipulation von Zeit und Raum mittels Kameraführung und Montage ins Zentrum gerückt. Als «creative use of reality» hat sie das Filmemachen beschrieben. Ihr Film At Land (1944) entlässt durch den Akt des Verschlüsselns und Entschlüsselns von Sinnzusammenhängen die in Weltanschauungen gefangenen Menschen immer wieder aufs Neue. Die schwedische Experimentalfilmerin Rut Hilarp sucht in De Vita Händerna (1950), ihrer Interpretation der Legende von Tristan und Isolde, den dramatischen Stoff mit sinnlichen Verfahren zu begreifen, die der auf kausallogischen Verknüpfungen basierenden Erzählnorm entgegenlaufen. In Ritual in Transfigured Time (1956) konzipiert Maya Deren das Ritual als «exercise in form» und etabliert die Kunst als eine vom Ritual abstammende und metamorphische Kraft. Der Schwerkraft und architektonischen Funktionalität entgegen laufen die gefilmten Brücken in Bridges Go Round (1958) der New Yorker Filmemacherin Shirley Clark. Ihr ursprünglich im Auftrag des Kinderhilfswerks UNICEF entstandener Film A Scary Time(1960) teilt Fahlströms Polemik und radikale Kritik an den globalen ökonomischen Kräfteverhältnissen. Monangambeeelautete ein Ausruf, mit dem Aktivist: innen des antikolonialen Befreiungskampfs in Angola Dorfversammlungen einberufen haben, und ein Kurzfilm über Erniedrigung, Solidarität und Widerstand von Sarah Maldoror, der 1969 aus einer Perspektive des globalen Südens gedreht wurde.
At Land
USA 1944, 14 Min. sw. 16 mm. Ohne Dialog
Regie: Maya Deren
De Vita Händerna
Schweden 1950, 13 Min. sw. DCP. Ohne Dialog
Regie: Rut Hillarp
Ritual in Transfigured Time
USA 1946, 14 Min. sw. 16 mm. Ohne Dialog
Regie: Maya Deren
Bridges-Go-Round
USA 1958, 8 Min. Farbe. 16 mm. Ohne Dialog
Regie: Shirley Clarke
A Scary Time
USA 1960, 15 Min. sw. Digital HD. E
Regie: Shirley Clarke, Robert Hughes
Monangambeee
Algerien 1969, 15 Min. sw. Digital HD. OV/d
Regie: Sarah Maldoror