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Lo straniero


Italien/Frankreich/Algerien 1967

103 Min. sw./Farbe. 35mm. I/d/f

 

Regie: Luchino Visconti

Buch: Suso Cecchi d’Amico, Georges Conchon, Emmanuel Roblès, nach dem Roman von Albert Camus

Kamera: Giuseppe Rotunno

Schnitt: Ruggero Mastroianni

Musik: Piero Piccioni

Mit: Marcello Mastroianni, Anna Karina, Bernard Blier, Georges Wilson, Bruno Cremer
Kopie: Kinemathek Le Bon Film

«Meursault ist ein seltsamer Kauz, der zwischen Gut und Böse, Richtig und Falsch nicht unterscheiden kann. Unauffällig und teilnahmslos lebt er sein belangloses Leben. Nichts hat für ihn eine Bedeutung: Er weint nicht am Grab seiner Mutter, fängt bereits am nächsten Tag eine Affäre an. Selbst in seiner Heimatstadt ist er ein Fremder. Meursault ist ein Antiheld par excellence. Wenn er nichts zu sagen hat, redet er auch nicht. Als ihn seine Freundin eines Tages fragt, ob er sie heiraten wolle, kann er sich gerademal ein ‹Das ist mir einerlei› abringen. Erst kurz vor der drohenden Hinrichtung wird ihm bewusst, wie glücklich er bislang gewesen ist. Als ihn ein Priester zu demütiger Busse bewegen will, schleudert Meursault ihm sein eigenes Glaubensbekenntnis ‹dieses ganzen absurden Lebens› entgegen. Luchino Visconti hat Camus’ gleichnamigen Roman über einen Mann, der in dieser Welt keinen Platz findet, weil er sich nach seinem Gewissen und nicht nach gesellschaftlichen Konventionen richtet, meisterlich adaptiert.»

Hamburger Abendblatt, 8.7.2004

 

«Nach der Präsentation bei den Internationalen Filmfestspielen Venedig 1967, wo die Kritik ihn eisig aufnahm, war der Film aus rechtlichen Gründen während rund vier Jahrzehnten völlig aus den Sälen verschwunden. Auch auf VHS oder DVD war und ist der Film nicht greifbar – bildtechnisch lausige und zudem auf Deutsch oder Englisch synchronisierte Raubkopien auf Youtube vermitteln nicht einmal einen schwachen Abglanz von der Leistung der HauptdarstellerInnen, Marcello Mastroianni und Anna Karina, und des genialen Kameramanns, Giuseppe Rotunno. Es ist hier nicht der Ort, die Ästhetik dieser in Viscontis Œuvre singulären, sehrend-sonnenverbrannten Arbeit zu würdigen. Aber auch für Bewunderer von Camus ist diese sehr textnahe Verfilmung ein Muss – und als Jubiläumsgeschenk sicher aufregender als eine allfällige ‹Pantheonisierung›.»

NZZ, 27.11.2019