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Le Bon Film

 
Filmbild
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Stills   Trailer 

In Fabric


Donnerstag 28.02.2019 20:15  

Grossbritannien 2018

118 Min. Farbe. DCP. E/d

 

Regie: Peter Strickland

Buch: Peter Strickland

Kamera: Ari Wegner

Schnitt: Matyas Fekete

Musik: Cavern of Anti-Matter

Mit: Gwendoline Christie, Marianne Jean-Baptiste, Sidse Babett Knudsen, Julian Barratt, Caroline Catz

«Von Modedesigner Bill Blass stammt der berühmte Ausspruch: ‹Im Zweifelsfall tragen Sie Rot.› In seiner neuesten Giallo-inspirierten Hokuspokus-Ekstase widerspricht Peter Strickland der Aussage, indem er den Weg eines höchst zweifelhaften roten Kleides verfolgt. Der Film funktioniert wie der feuchte Alptraum einer Schneiderin oder eine überraschend lustige Variante von Robert Bressons L’argent. Ein gespenstisches und schönes rotes Kleid besitzt dunkle Kräfte und gefährdet das Leben aller, die es tragen. Der Film folgt dem Kleid anstelle der Figuren. Von einem urkomisch perversen und unheimlichen Kaufhaus bis hin zu einem markanten Sounddesign und einer hypnotischen Musikspur von Cavern of Anti-Matter weckt alles in Stricklands Wahrnehmung die Geister des italienischen Horrorkinos der 1970er-Jahre. Es ist einer dieser Filme, von denen man gerne jedes einzelne Requisit besitzen würde, darunter ein Buch mit dem Titel ‹How to Flirt With Older Women› des fiktiven Schriftstellers Dr. Roderick de Vranick, obwohl man weiss, dass mindestens eines dieser Objekte den Tod bringen würde. Doch während der Film immer mehr in eine Pastiche-Abstraktion zwischen Lippenstift, Blut und Fingernagelerotik verfällt, spricht er auch über menschliche Unsicherheiten im neoliberalen Grossbritannien und findet einen starken Anker in seinem antikapitalistischen Zweifel.»

Patrick Holzapfel, Viennale 2018

 

«Wer die Werke des 1973 geborenen Briten kennt, weiss, dass trotz der trashig klingenden Story kein unachtsam heruntergekurbelter Schnellschuss zu erwarten ist – sondern eine liebevoll-detailreiche Hommage auf das europäische Kino des Abseitigen. Im Psychothriller Berberian Sound Studio (2012) huldigte Strickland der bizarren Welt des Giallo; im Erotikdrama The Duke of Burgundy (2014) nahm er Bezug auf den wilden Sexploitation-Kosmos der 1970er-Jahre, insbesondere auf das Œuvre des Spaniers Jess Franco. In Fabric steht nun abermals in der Tradition der italienischen Horror-Lichtspielkunst, lässt vor allem an Dario Argentos Suspiria (1977) denken – und wird noch mit reichlich britisch-schwarzem Humor sowie Anflügen einer Milieustudie angereichert.»

Andreas Köhnemann, KINO-ZEIT

 


Peter Strickland
1973 in England geboren. Seinen ersten Spielfilm, die Low-Budget-Arthouse-Rachetragödie Katalin Varga, drehte er völlig eigenständig mithilfe einer kleinen Erbschaft und wurde dafür reich belohnt: Der Film wurde u.a. bei der Berlinale 2009 für einen Goldenen Bären nominiert, und beim Europäischen Filmpreis bekam Strickland die Trophäe als ‹European Discovery of the Year›. Auch sein zweiter Film, Berberian Sound Studio (2012), heimste jede Menge Preise ein und war schon in der Sélection Le Bon Film zu sehen. Mit seiner sinnlich-sinnenfrohen schwarzen Komödie The Duke of Burgundy war Strickland 2015 bei Bildrausch – Filmfest Basel zu Gast.