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Le Bon Film

 
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Stills   Trailer 

Helle Nächte


Donnerstag 29.03.2018 20:15  

Deutschland/Norwegen 2017

86 Min. Farbe. DCP. D

 

Regie: Thomas Arslan

Buch: Thomas Arslan

Kamera: Reinhold Vorschneider

Schnitt: Reinaldo Pinto Almeida

Musik: Ola Fløttum

Mit: Georg Friedrich, Tristan Göbel, Maie Leuenberger, Hanna Karlberg

«Mit seiner Freundin lebt der aus Österreich stammende Bauingenieur Michael in Berlin. Schon seit Jahren hat er kaum Kontakt zu seinem 14-jährigen Sohn Luis. Als Michaels Vater stirbt, reisen die beiden dennoch gemeinsam zum Begräbnis in die Einsamkeit des nördlichen Norwegens. Im abgelegenen Haus des Verstorbenen beginnt Michael, dessen persönliche Gegenstände zu verpacken – wortlos beobachtet von seinem Sohn. Zwei einander fremde Menschen, gefangen in einer intimen Situation. Nach der Trauerfeier überrascht Michael Luis mit dem Vorschlag, noch ein paar Tage in der Region zu verbringen. Es beginnt ein Roadmovie und eine Reise in eine Vergangenheit, die es nicht gab. Das Zusammensein gestaltet sich schwieriger als erwartet. Weil man nie einen Alltag zusammen hatte, bleibt der tägliche Umgang ungewohnt: Michael überspielt die Situation, bei Luis zeigt sich, wie verletzt er ist. Die jahrelange Abwesenheit seines Vaters steht wie eine Wand zwischen den beiden. Im Auto herrscht die Stille vor dem Sturm. Während der langen Tage der Sommersonnenwende, in denen es niemals dunkel wird, versucht Michael den Kreislauf der Wiederholungen zu durchbrechen, um einen gemeinsamen Weg zu finden.»

Berlinale 2017

 

«Die Geschichte dieses Films lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Ein Vater und ein Sohn kommen sich näher. Viel mehr passiert nicht. Mal geht das Benzin aus, mal steht ein lichterloh brennendes Haus auf einer Wiese, mal führt eine vierminütige, ungeschnittene Autofahrt in immer dichteren Bergnebel, bis auf der Leinwand nur noch weisse Fetzen zu sehen sind. Wer von einem Film einen starken Plot erwartet, liegt hier ziemlich falsch. Wer sich für das Drama menschlicher Distanzüberwindung in Millimeterschritten interessiert, wird die Luft anhalten und eine Spannung empfinden, die sich vor allem einem Kunstgriff verdankt: Arslan zieht in das mühsame Aneinanderherantasten von Vater und Sohn das klassische Muster einer Liebesgeschichte ein; mit Werben und Abblitzen, mit scheuen Blicken und Schmorenlassen. Und wie man bei einer Lovestory fiebert, dass Boy und Girl sich endlich küssen, fiebert man hier, dass der Vater den wegrennenden Sohn einfängt und der Sohn sich fangen lässt. Wie eine Liebesgeste der Versuch sein kann, hundert verpasste Nächte nachzuholen, so holen Michael und Luis in einer wunderschönen Szene einen Moment verpasster Kindheit nach: Der Vater trägt den Halbwüchsigen huckepack einen Berg hinunter, weil er sich das Knie aufgeschlagen hat.»

Ursula März, Die Zeit 9.8.2017

 


 

Thomas Arslan

Geboren 1962 in Braunschweig. Er begann Germanistik und Geschichte zu studieren, bevor er 1986 an die Deutsche Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) wechselte. Nach einer Reihe von Kurzfilmen präsentierte er 1994 mit Mach die Musik leiser sein Langfilmdebüt auf der Berlinale (Panorama), gefolgt von Geschwister (1996), für den er mit dem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnet wurde, und Dealer (1998), der auf der Berlinale 1999 den FIPRESCI-Preis sowie den Preis der Ökumenischen Jury erhielt. Seit 2007 ist er Professor für Narrativen Film an der Universität der Künste Berlin. Weitere Filme (Auswahl): Der schöne Tag (2001), Aus der Ferne (2005), Ferien (2007), Im Schatten (2010), Gold (2013).