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Le Bon Film

 
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Ghosts


Donnerstag 28.10.2021 19:30  

Türkei/Frankreich/Katar 2021

90 Min. Farbe. DCP. Türkisch/d

 

Regie: Azra Deniz Okyay

Buch: Azra Deniz Okyay

Kamera: Bariş Özbiçer

Schnitt: Ayris Alptekin

Musik: Ekin Uzeltuzenci

«In Istanbul entfaltet sich ein Tag am Rande eines landesweiten Stromausfalls mit vier Charakteren: eine Mutter, deren Sohn im Gefängnis sitzt, eine junge Frau, die sich dem Tanzen verschrieben hat, eine Aktivistin und Künstlerin sowie ein gerissener Mittelsmann, alle in einem Viertel, das sich mitten im Prozess der Gentrifizierung in Richtung „Neue Türkei“ befindet. Ihre Wege kreuzen sich im Laufe des Tages bis zu einem Zwischenfall bei einem Drogendeal und es entfaltet sich eine mitreißende Geschichte der heutigen Generationen.»

Sister-distribution.ch

 

«Ihr würde höchstens ein Liebesfilm zugetraut, was es leichter macht, Genehmigungen für den aktuell wohl politischsten Film in der Türkei zu bekommen. Meist ist das Frau-sein aber kein Deckmantel; es setzt eine viel mehr auf den Präsentierteller. Von der männlich dominierten Filmbranche erwartet Okyay eifersüchtigen Gegenwind. Sie wollen Frauen im Film leiden und weinen sehen. In Ghosts; geschieht genau das Gegenteil; sie werden es hassen.»

Pola Kapuste, taz, 4.7.2021

 

«Innerhalb von 90 Minuten verhandelt  zahlreiche Themen, angefangen von dem Status der Flüchtlinge in der türkischen Gesellschaft, über das Bild der Frau bis zu politischem Aktivismus sowie Gentrifizierung. Über allen steht der Stromausfall, der in mehr als nur einer Hinsicht für einen Weg der Gesellschaft in eine dunkle Zukunft stehen kann, zu der Okyay, wenn man sie letzten Minuten des Films betrachtet, ein eher ambivalentes Verhältnis hat und die noch gar nicht in Stein gemeißelt zu sein scheint. Dennoch spielt sie die Probleme nicht herunter, die zusammengefasst den Alltag zu einer Art Pulverfass machen, das jederzeit hochgehen kann. Die Omnipräsenz der Polizei sowie die latente, passiv-aggressive Haltung mit denen viele Menschen gerade jungen Menschen wie Didem begegnen, zeichnen ein sehr beunruhigendes Bild einer Gesellschaft, in der die Nerven blank liegen.Das wahre Leben spielt sich nicht auf dieser Oberfläche ab, sondern hinter den Mauern der Stadt. Von den Flüchtlingen, die eine Schattenexistenz führen müssen, immer auf der Hut vor der Polizei, den Jugendlichen, die hinter verschlossenen Türen feiern und tanzen oder eben dem Schlepper, der aufgrund seines Rufes schon alleine gebrandmarkt ist. Dies sind die im Titel angesprochenen Geister und mit ihnen jene Probleme einer zutiefst verstörten Gesellschaft, in der Repression und Aggression an der Tagesordnung sind.»   

Rouven Linnarz, film-rezensionen.de, 8.9.2020