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ARCHIV | Le Bon Film

 
Filmbild
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Marx può aspettare


Italien 2021

96 Min. Farbe/sw. DCP. OV/d

 

Regie: Marco Bellocchio

Buch: Marco Bellocchio

Kamera: Michele Cherchi Palmieri, Paolo Ferrari

Schnitt: Francesca Calvelli

«1968 war das Jahr, in dem Camillo starb. Fast 50 Jahre nach dem Tod seines Zwillingsbruders im Alter von 29 Jahren versammelt Marco Bellocchio seine Familie, um Camillos Verschwinden zu rekonstruieren. Indem er intime Gespräche mit der Familie Bellocchio und denjenigen führt, die Camillo am besten kannten, und mit Archivmaterial, Familienfilmen und seinem eigenen Werk kombiniert, versucht Marco, einen Geist zu manifestieren, mit dem er sein ganzes Leben lang zu tun hatte. Was als Familiengespräch beginnt, entwickelt sich zu einer Untersuchung von Trauer, Schuld und Verantwortung, Mitgefühl, Empathie und Liebe…»
The Match Factory

 

Marx può aspettare ist ein Ausdruck von Camillo Bellocchio, den sein Zwillingsbruder Marco, der von der Radikalität seines maoistischen Kampfes begeisterte Filmemacher, nicht als Vorbote seiner Verzweiflung zu deuten vermochte. Camillos Suizid ist der Tiefpunkt eines ansonsten sehr freudvollen, weil von revolutionären Episoden durchzogenen Jahres 1968, die Ur-Wunde eines Autors, der den geschwisterlichen Konflikt bereits zum Mittelpunkt seiner ersten Filme gemacht hatte (das Thema Zwillinge kommt bereits in I Pugni in tasca und La Cina è vicina vor). Mithilfe zeitgenössischer Aufnahmen und historischer Archive nahm der Filmemacher gar das Treffen einiger achtzigjähriger Familienmitglieder zum Anlass, um die Bellocchio-Dynastie mit ihrer Schuld zu konfrontieren. Der Film ist mit Zitaten aus seinen früheren Werken durchsetzt, was den Blick auf ein Werk nährt, das nie mit der Realität gebrochen hat, und gleichzeitig die für sein Kino charakteristischen Themen untermauert: das Misstrauen gegenüber der Familie (…) sowie die Demontage aller Mechanismen der Unterwerfung. Nie zuvor hatte Bellocchio das Private so frontal an den Pranger gestellt.
Pierre Guidez, Visions du Réel


Marco Bellocchio

Marco Bellocchio, Jahrgang 1939, studierte zunächst Philosophie in Mailand und am berühmten Experimentellen Zentrum für Kinematographie in Rom, bevor es ihn im Anschluss für ein Regiestudium nach London zog. Sein Debütfilm I pugni nella tasca lief 1965 beim Filmfestival von Locarno und brachte ihm internationale Beachtung ein. 1969 wurde er für seinen Teil des Episodenfilms Amore e rabbia, den er neben Regiegrössen wie Pier Paolo Pasolini, Jean-Luc Godard und Carlo Lizzani realisierte, mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Damit gelang ihm der endgültige internationale Durchbruch. Sein über 50 Filme umfassendes Œuvre, zwischen Fiktion und dokumentarischer Form wechselnd, weist ihn als unbestrittenen Meister des zeitgenössischen Kinos mit starker politischer Haltung aus.