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ARCHIV | Le Bon Film

 
Filmbild
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Diamantino


Portugal/Frankreich/Brasilien 2018

92 Min. Farbe. DCP. PT/d

 

Regie: Gabriel Abrantes, Daniel Schmidt

Buch: Gabriel Abrantes, Daniel Schmidt

Kamera: Charles Ackley Anderson

Schnitt: Gabriel Abrantes, Raphaëlle Martin-Holger, Daniel Schmidt

Musik: Adriana Holtz, Ulysse Klotz

Mit: Carloto Cotta, Cleo Tavares, Anabela Moreira, Margarida Moreira, Carla Maciel

«Diamantino ist ein Gott, Liebling einer ganzen Nation, Herr über ein eigenes Modelabel. Bis er während des Finales bei der Fussballweltmeisterschaft den entscheidenden Elfmeter verschiesst. Danach ist er allenfalls noch als Internetmeme zu gebrauchen. Seine beiden Schwestern, die bislang ganz gut von seinem Ruhm profitierten, sehen es aber so gar nicht ein, dass der Geldfluss jetzt nachlassen sollte. Also lassen sie sich auf ein Geschäft ein, nach dem Portugal von Diamantinos besonderen Fähigkeiten profitieren soll. Zeitgleich hat aber auch die Geheimagentin Aisha grösseres Interesse an seinen Finanzen. Genauer gibt sie sich als Flüchtlingsjunge aus, lässt sich von dem gefallenen Fussballstar adoptieren, um unbemerkt dem Verdacht der Steuerhinterziehung nachzugehen.»

Oliver Armknecht, film-rezensionen.de, 22.6.2018

 

«Diamantino beginnt mit einer absurden Sequenz, endet in einem bizarren Showdown und hat dazwischen jede Menge Verrücktes zu bieten. Worum es geht, lässt sich gar nicht so leicht in eine kompakte Kritik fassen, denn es geht um viel, wenn nicht gar ums Ganze, nämlich um Liebe, Geschlecht und Politik. Dem offenkundig an den x-fachen Weltfussballer Cristiano Ronaldo angelehnten Titelhelden eignet etwas Forrest-Gump-Haftes, ihm widerfährt, in kursorischen Auszügen: Versagen beim Fussball-WM-Finale, wo er samt fluffiger Riesenpekinesen aus allen rosa Karrierewolken fällt; Adoption eines aus Afrika geflüchteten Knaben, der sich als lesbische Steuerfahnderin entpuppt; Rekrutierung als Marketing-Testimonial für eine EU-Austrittskampagne seiner Regierung; Rekrutierung als gentechnisches Versuchsäffchen, um seine fussballmotorische Genialität kopierbar zu machen, was jedoch in Verweiblichung mündet. Aber warum lässt der Multimillionär Diamantino all das mit sich machen? Weil er im Grunde harmlos ist wie ein Welpe und eigentlich nur Gutes tun will. (...) Ob man es nun als Sci-Fi-Romanze oder Popstar-Anachronismus oder Gesellschaftssatire betrachtet: In seinem anarchischen Gestus, mit seinen kunstholzgeschnitzten Hyperrealfiguren und in seiner fallweisen 16mm-Ästhetik wirkt Diamantino ein wenig wie die aktuelle portugiesische Variante des sozialutopisch geprägten Guerilla-Kinoschaffens der 1970er-Jahre, nur weniger theoretisch und dafür unterhaltsamer. (...) Anders ausgedrückt: ‹really fucking crazy stuff›, wie es beim Festival in Cannes hiess, wo die mehrfach kurzfilmerprobten Abendfüller-Debütanten Gabriel Abrantes und Daniel Schmidt gleich einmal den Grossen Preis der Semaine de la Critique erhielten.»

Roman Scheiber, ray Filmmagazin 02/2019

 


Gabriel Abrantes

Geboren 1984 in North Carolina, USA. Seine Kurzfilme wurden auf der Berlinale, in Locarno, auf der Biennale in Venedig und dem Internationalen Filmfestival in Toronto uraufgeführt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Derzeit lebt und arbeitet er in Lissabon.

 

Daniel Schmidt

Geboren 1984 in New Haven, CT, USA. Er erwarb seinen Bachelor of Fine Arts in Film an der Tisch School of the Arts der New York University. Seine Filme wurden weltweit gezeigt, unter anderem auf der Biennale in Venedig, den Filmfestspielen Rotterdam und der Berlinale.