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ARCHIV | Spezialprogramme

 
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Werner von Mutzenbecher spielt durch

Ausgewählte Filme und ein Gespräch zum 80. Geburtstag


«Ob Film, Malerei, Poesie: Ich drücke mich in Bildern aus, ich setze Zeichen für etwas Geahntes, ich gehe das Gleiche von verschiedenen Seiten an.» An seinem 80. Geburtstag feiert das Stadtkino den in Basel lebenden Schweizer Künstler Werner von Mutzenbecher mit einer Auswahl seiner filmischen Arbeiten. Im Gespräch mit Hannes Schüpbach unternimmt er einen Rundgang durch sein singuläres Werk, das spielerisch und im freundschaftlichen Austausch neu beleuchtet werden soll - gefolgt von einem Apéro zur Feier seines Ehrentags.

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Ganz oft fokussieren die Filmbilder Werner von Mutzenbechers auf etwas, das geschieht, wenn scheinbar nichts geschieht. Man könnte sagen, dass in ihnen vor allem das Sehen durchgespielt wird: «es wird gesehen». Wobei dieser Ausdruck zwei Anteile umfasst - jemand sieht etwas (oder jemand Zweiten), beziehungsweise etwas (oder jemand Zweiter) wird gesehen. Das Wort «wird» lässt in diesem Zusammenhang an eine besondere Präsenz des vor unseren Augen ablaufenden Filmbilds denken: Im wirbelnden Korn erinnert sich der Betrachter des Sehens - er oder sie kommt auf das Sehen zurück, wird unmerklich auf es hingeführt. Wobei das Sehen bei diesem Künstler zugleich ein Mitempfinden ist, nicht nur in denjenigen Filmen, die thematischen Spuren nachgehen, wie in III/71 Aktionen, wo der Körper ausgesetzt, manipuliert erscheint, oder in XX/88 Pelczyn, wo eine Folge von Blicken sich dem Ort der Kindheit im vormaligen Schlesien annähern. Auch eine bloss dastehende menschliche Figur, die Linien eines Gesichts oder ein simpler Gegenstand werden, «gesehen», zu einer Form, die unmittelbar anspricht, wie auf einem altmeisterlichen Gemälde.

 

In der für das Stadtkino Basel zusammengestellten Sequenz von acht Werken, von denen jedes einzelne eine separate Betrachtung verdienen würde, lassen sich jedoch vor allem auch die performativen Aspekte des Œuvres durch die Jahrzehnte verfolgen. Das physische Auftreten, das ins Bild Hinein- beziehungsweise aus ihm Heraustreten spielen eine Rolle, indem der Filmemacher und seine Figuren sich nach bestimmten dramaturgischen Vorgaben auf den 16mm-Film einschreiben. Dazu kommt die Begegnung mit Räumen, sei es im Innern von Gebäuden oder im Freien, und Dingen, auf denen der Blick innehält. Das Programm umfasst auch die beiden neusten Filme des Künstlers, Personae (Drei Generationen) und Objekte (Flickerfilm), beide von 2017, die am diesjährigen Videoex-Festival in Zürich als Premiere gezeigt wurden.

 

Die Filme von Mutzenbechers sind kostbare Gesten eines stets agilen Geistes. Sie wirken nach und vermögen auch beim erneuten Sehen zu überraschen. Freuen wir uns am Tag seines 80. Geburtstags auf einen Rundgang gemeinsam mit dem Künstler durch sein singuläres Werk. Ein Werk, welches das Geheimnis der Person, ihrer Beziehungen und ihrer Umwelt seit fünfzig Jahren kompromisslos, in erstaunlichen Formulierungen zur Diskussion stellt.

 

Hannes Schüpbach

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