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ARCHIV | Le Bon Film

 
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O Ornitólogo


Portugal/Frankreich/Brasilien 2016

118 Min. Farbe. DCP. OV/d

 

Regie: João Pedro Rodrigues

Buch: João Pedro Rodrigues, João Rui Guerra da Mata

Kamera: Rui Poças

Schnitt: Raphaël Lefèvre

Musik: Séverine Ballon

Mit: Paul Hamy, Xelo Cagiao, João Pedro Rodrigues, Han Wen, Chan Suan

Am DO 24.08.17 in Anwesenheit von João Pedro Rodrigues und João Rui Guerra da Mata. Moderation: Michael Sennhauser

 

«Auf der Suche nach einer seltenen Storchenart ist der Ornithologe Fernando mit seinem Kajak auf einem Fluss im Norden Portugals unterwegs. Über sein Handy hält er Kontakt zu seinem Partner Sérgio, doch die Gegend ist so abgelegen, dass die Verbindung immer wieder abbricht. Überwältigt von der Schönheit der Natur, gerät Fernando in eine Stromschnelle, kentert und verliert das Bewusstsein. Als er wieder erwacht, haben ihn zwei chinesische Pilgerinnen aus dem Wasser gezogen, die ganz eigene, bizarre Pläne mit ihm haben. Fernando muss sich vor seinen Helferinnen retten und alleine durch den dichten Wald kämpfen, vorbei an mysteriösen Hindernissen und erotischen Begegnungen. Der Weg führt ihn an seine körperlichen und geistigen Grenzen. Wie durch ein Wunder wird er am Ende ein anderer Mann sein. João Pedro Rodrigues, der seit seinem kühnen Debütfilm O Fantasma (2000) zu den wichtigsten Regisseuren Portugals und den aufregendsten Auteurs des queeren Kinos zählt, hat mehrfach betont, dass O Ornitólogo sein bislang persönlichster Film ist. Fernandos Odyssee durch eine betörend surreale Dschungelwelt ist zugleich eine zeitgemässe und höchst intime Interpretation der Legende des heiligen Antonius, des portugiesischen Landesheiligen. Ein Film wie ein Traum von Tod, Auferstehung und Märtyrertum, der sexuelle und spirituelle Grenzen auflöst und die Hauptfigur an das Ende einer Suche führt, die schon lange vor der Kajakfahrt begonnen hat.»
Salzgeber & Co. Medien GmbH

 

«O Ornitólogo ist die hinreissende Geschichte einer heidnisch-religiösen wie sexuellen Initiation, einer kathartischen Ich-Findung - von Fernando zu Antonio. Dieser Prozess hat etwas zutiefst Lustvolles: eine Katharsis durch Vermischung, nicht durch Reduktion oder Reinigung. Der Regisseur, der früher selbst Ornithologe werden wollte und Spuren seiner Autobiografie in den Film webt, mixt Märtyrer-, Auferstehungs- und Doppelgänger-Motive mit zärtlich-blasphemischen Gesten. Dabei geht es nicht um die Dekonstruktion oder Diskreditierung des einen durch das andere. Die erotisch-sexuellen Subtexte, etwa sadomasochistische Lust, sind in den Mythen und Ikonografien ohnehin schon angelegt, etwa im Motiv des heiligen Sebastian (eine Schwulenikone), in dessen Pose sich Fernando in Gefangenschaft der Chinesinnen wiederfindet. João Pedro Rodrigues lässt das Mythenmaterial auf seinem fantastischen Komposthaufen ungehemmt wachsen und gedeihen. Was daraus hervorgeht, ist bizarr, komisch und schön.»
Esther Buss, FILMDIENST 14/2017

 

João Pedro Rodrigues
Geboren 1966, ist er einer der einflussreichsten und originellsten zeitgenössischen Filmemacher Portugals. Seine internationale Karriere begann mit einer besonderen Erwähnung der Jury der 54. Mostra di Venezia 1997 für seinen Kurzfilm Parabéns. 2000 lief sein Debütspielfilm O Fantasma im Wettbewerb der 57. Mostra di Venezia und wurde auf zwei Festivals mit dem Hauptpreis für den Besten Spielfilm ausgezeichnet (Belfort und New York). 2005 folgte Rodrigues' zweiter Spielfilm Odete, Morrer Como um Homem (2009) erlebte in Cannes seine Premiere in der Sektion «Un Certain Regard». A Última Vez Que Vi Macau (2012) erhielt in Locarno eine besondere Erwähnung der Jury. O Ornitólogo wurde ebenda letztes Jahr mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet.