
Toute une nuit
Belgien/Frankreich/Niederlande/Kanada 1982
90 Min. Farbe. 35 mm. F/d
Regie: Chantal Akerman
Buch: Chantal Akerman
Kamera: Caroline Champetier
Schnitt: Véronique Auricoste, Luc Barnier
Mit: Aurore Clément, Tchéky Karyo, Angelo Abazoglou, Frank Aendenboom, Natalia Akerman
«Verschiedene Paare bewegen sich in einer heissen Nacht in einer Grossstadt - vielleicht in Brüssel -, fallen sich immer und überall rasch, ungestüm, verzweifelt, ohne Erotik in die Arme, klammern sich aneinander. Es wird fast nichts geredet, bloss ein paar abgerissene, atemlose Sätze: Geh nicht fort, verlass mich nicht, wir sehen uns später. Und gehen wieder auseinander. Eine Frau sitzt in einer Bar, einer hört sich versunken ein Chanson stehend vor der Musikbox an, ein anderer sitzt auf dem Hotelbett, verlassen und verloren, wie auf einem Gemälde Edward Hoppers. Nicht Geschichten sind Chantal Akerman wichtig, sondern Atmosphärik, das emotionale Klima rund um ihre unbehausten Figuren. Toute une nuit ist ein halluzinatives Ballett der Einsamkeit.»
Corinne Schelbert, Tages-Anzeiger 2.12.1983
Der Spiegel, 25.4.1984
Belgien 1968
13 Min. sw. DCP. Ohne Dialog
Kamera: René Fruchter
Schnitt: Geneviève Luciani
Mit Chantal Akerman
Chantal Akerman
Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln
Corinne Schelbert, Tages-Anzeiger 2.12.1983
«Es ist, als hätte Chantal Akerman aus Dutzenden von sentimentalen Kinogeschichten genau jenen Moment isoliert, wo etwas umkippt, zerreisst, durchbricht, etwas aufjubelt oder kaputtgeht, etwas, das noch nie so passiert ist und unwiderrufbar ist und unwiderrufbar bleibt, auch wenn morgen, im grauen Tageslicht, alles wie immer seinen Gang geht. - Diese ganze Nacht dauert nur 90 Filmminuten. Man muss ja nicht dauernd ins Kino rennen, und dieser Film läuft schon gar nicht an jeder Ecke - aber wenn man ihn irgendwo zu sehen kriegt, müsste man blind sein, um nicht zu erkennen, wie schön es ist, was Chantal Akerman macht, und dass es nicht nur ein bisschen, sondern radikal anders ist als das, was man an jeder Ecke zu sehen bekommt.»
Der Spiegel, 25.4.1984
Vorfilm: Saute ma ville
Belgien 1968
13 Min. sw. DCP. Ohne Dialog
Regie: Chantal Akerman
Kamera: René Fruchter
Schnitt: Geneviève Luciani
Mit Chantal Akerman
«Sie sehen ein junges Mädchen, 18 Jahre alt, in eine Küche gehen und die üblichen Dinge tun, aber auf völlig abgedrehte Weise, und schliesslich begeht sie Selbstmord. Das Gegenteil von Jeanne Dielman: Jeanne - das war Resignation. Hier ist es Raserei und Tod.»
Chantal Akerman
«Chantal Akermans erster Film, der zwei Jahre lang im Labor lag, weil sie kein Geld hatte, ihn auszulösen, und sich unsicher über seine Qualität war. Als der Laborleiter sie aufforderte, den Film abzuholen, bat sie ihn, sich den Film anzusehen. Saute ma ville, der heute als Klassiker gilt, gefiel ihm nicht nur, er vermittelte Akerman auch den Kontakt zum belgischen Fernsehen.»
Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln